Über Sinn und Unsinn von Ringlinien
Ringlinie ist nicht gleich Ringlinie. Es gibt zahlreiche Varianten und Spielarten für die Ausgestaltung solcher Linien. Echte Ringlinien, die nirgends eine Endstelle haben, sind sehr selten. Der Grund dafür ist betrieblicher Natur: Ohne eine Endstelle, an der eine Pausenzeit besteht, ist es relativ schwer, eine ausreichende Verspätungsresistenz aufzubauen. Schließlich dienen Endstellen, an denen Busse und Bahnen eine gewisse Wendezeit abstehen auch als Verspätungspuffer: Ein verspätet ankommendes Fahrzeug tritt in der Regel die Folgefahrt wieder pünktlich an, es sei denn, die Verspätung ist höher als die Wendezeit. Als „Lasso“-Linien werden solche bezeichnet, die Elemente einer radialen und einer ringförmigen Führung kombinieren, beispielsweise, wenn am Ende einer radialen Linie ein Wohnquartier durch eine große Schleifenfahrt flächig erschlossen wird.
Per se kann festgestellt werden, dass Ringlinien strukturell zahlreiche Nachteile gegenüber Radiallinien haben und deren verkehrliche Funktionalität in der öffentlichen Diskussion oftmals überbewertet wird. Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche Fälle, in denen Ringlinien eine gute Lösung sind. In der neuen „stadtverkehr“-Ausgabe 11/2024 wird das Thema Ringlinien systematisch betrachtet.
Die Circle Line der London Underground (Bild: Station Baker Street) ist eine der bekanntesten Ringlinien der Welt und im Nahverkehrsnetz der britischen Hauptstadt gut etabliert. Aber nicht überall ist es sinnvoll, öffentliche Verkehrsmittel im Kreis fahren zu lassen. Aufnahme: P. Krammer